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Project Taos, Sensorium, 1996: "Beware Satellite," sowie andere Arbeiten

“Wir brauchen ein neues Medium, ein Medium das auch unsere Sinne nährt, so das wir in Einklang kommen mit der natürlichen und kulturellen Vielfalt der Welt. Eine neue Welt verlangt nach einem neuen Medium: Ein Medium das erlaubt einen neuen "gesunden Menschenverstand" zu entwickeln im Hinblick auf unseren Planeten, unser Landes und uns selbst.”
Shin'ichi Takemura, Anthropologe und Leiter von Sensorium im January 1996 zur Keynote des Japanischen Expo Pavillions1

Areas (Beware Satellite): touch & tangibility, global awareness, telematic art, transformation

Zwischen 1995 und 1998 produzierte die in Tokio arbeitende Tao Gruppe eine Serie von Arbeiten unter dem Titel "Sensorium." Diese Sammlung von Installationen und Web-basierten Arbeiten wurden fuer die "Internet World Exposition 1996" entworfen und explorierten das Thema "Wahrnehmen der lebenden Welt." Die Taos Gruppe bestand aus etwa zwanzig Mitgliedern mit ganz verschiedenen Hintergründen wie Anthropologie, Netzkunst, Graphic Design, Journalismus, Musik, der Universitätslehre und den Geowissenschaften. Sie arbeiteten in kleineren Gruppen an individuellen Projekten.
Die Kernmitglieder waren Shinichi Takemura, Ichiro Higashiizumi, Yoshiaki Nishimura, Soichi Ueda, Yumiko Haruk, Koichiro Eto, Takuya Shimada, Pamela Virgilio, Hiroyuki Ohno, Suguru Yamaguchi, Yasushi Watanabe sowie Tetsuya Ozaki.
“Hätte man uns [die Japaner] in Ruhe gelassen wären wir möglicherweise bis heute nicht sehr viel weiter (...) aber wir hätten uns in eine Richtung entwickelt die uns entsprochen hätte. Wir hätten uns sehr langsam entwickelt, aber es wäre nicht ausgeschlossen gewesen das wir unsere eigene Version des Wagens, des Radios und des Flugzeugs von heute entwickelt hätten. Dies wären die Werkzeuge unserer eigenen Kultur gewesen, uns angemessen.
"Lob des Schattens" Tanizaki Junichiro, 1933

"Du bist nicht wer du warst" Der menschliche Körper ersetzt täglich zwischen 200 und 300 Millionen Körperzellen.
Die geschlechtslose Zeichnung stellt dar das sich seit dem letzten Besuch, dem 18ten April und dem 8ten September über 50 Prozent der Zellen des Körpers verändert haben.

Bild:Sensorium welcome page

Ihre Arbeiten benutzen oft Daten die in Echtzeit erstellt werden wie zum Beispiel die Bilder von Webcams, Statistiken von Computer Netzwerken oder auch Wetterdaten. Diese werden medial zu äusserst lebendigen Erlebnissen transformiert die oft zu einem Aha! Erlebnis werden.
Die Art wie dies kommuniziert wird ist oft sehr einfach und transparent während gleichzeitig der konzeptionelle Inhalt von hoher Relevanz ist. Unauffällige Ideen die jedoch einen grossen Eindruck beim Besucher hinterlassen können. Ob die herangehensweise technisch raffiniert oder nur eine schlicht umgesetzte Idee ist, (wie zum Beispiel "You are not who you were.") die Arbeit ist immer einfach zu begreifen und erschliesst sich fast von selbst. Eines der wichtigsten Augenmerke scheinen sie darauf zu legen ein stimulierendes Erlebnis zu entwicklen ohne die Technik zwischen Besucher und Inhalt zu stellen.
So gesehen besteht die Arbeit der Taos Gruppe aus einen einzigartigen Ansatz: Ein Oberthema und dessen Botschaft wird in zeitloser Ephemeraliät, Eleganz und Schlichtheit präsentiert die es so bis dahin vor 1996 nur selten gegeben hatte. Hier möchte ich einige dieser Arbeiten vorstellen.

"Du bist nicht wer du warst ..."

Ein Beispiel für die elegante und einfache Herangehensweise findet auf der welcome page von Sensorium statt. Besucht man die Seite zum zweiten Mal wird man begrüsst mit der Aussage "Du bist nicht wer Du warst." Dies spielt an auf die fortwährende Neubildung der Zellen des menschlichen Körpers und wird graphisch mit einer einfachen abstrahierten menschlichen Figur illustriert die farblich die prozentuelle Veränderung seit dem letzten Besuch der Seite hervorhebt. Dabei wird der Besucher eindrücklich und visuell darübr informiert das täglich zwischen 200 und 300 Millionen Zellen seines Körpers ersetzt werden.

Technisch ist diese Lösung sehr einfach, ein Cookie wird gesetzt und bei dem erneuten Besuch der Seite wird eine entsprechende Graphik erzeugt. Das Resultat jedoch erweckt Erstaunen da man so direkt auf dieses Wissen - über den eigenen Körper - so noch nicht hingewiesen wurde. Mit diesem einfachen Beispiel wird die Besucherin auf die geheimnissvolle, nicht wahrnehmbare Welt eingestellt der sie auf der Sensorium website oder der Ausstellung begegnen wird.

“Beware Satellite”

“Beware Satellite” ist Sensorium's erste physische Installation und besteht aus einer Metallschien in den Massen 9 x 160 cm. Auf diese Oberfläche wird der Ausschnitt eines NOAA2 Wettersatellitenbildes proijeziert. Da dieses Bild wesentlich grösser als die Proijektionsfläche ist wird es entlang des Längengrades ausgerichtet und langsam verschoben während sich der Satellit bewegt. Zusätzlich wird es in regelmässigen Abständen über das Internet upgedated. Der niedrig fliegende Satellite umkreist die Erde alle 102 Minuten und erfasst die gesamte Erde in ungefähr einem Tag.3 Jedes Bild existiert in mehreren farbkodierten Varianten die den Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre, Infrarotstrahlung (Temperatur) sowie sichtbares Licht abbilden und auf der NOAA website abrufbar sind.

Die Temperaturen die in den Farbskalen des Infrarotbildes dargestellt sind werden in Temperaturdaten umgewandelt die Peltier-elemente steuern die unterhalb der Metallschiene angebracht sind. Diese Peltier-Elemente werden durch elektrische Spannung dazu angeregt sich zu erwärmen oder abzukühlen. Die Besucher können nun das auf die Schiene projezierte Satellitenbild (sichtbaren Lichts) berühren und gleichzeitig die Temperatur dieses Ortes spüren (das Infrarotbild).
Üblicherweise fühlt sich dies relativ kalt an da viele Orte durch Wolken bedeckt sind die sich in grossen Höhen befinden und kalt sind. Die Künstler sind sich völlig bewusst das die Genauigkeit der Daten sowie die Auflösung des Display's etwas kontrovers sind und geben freimütig zu das "von dem Standpunkt des Informationsdesigns ist das Projekt gespickt mit Schwierigkeiten."4
Andere Schwierigkeiten bestehen aus einer Übersichtskarte die auf den Boden projeziert wird. Sie hebt den Ausschnitt hervor der im Augenblick auf die Metallschiene projeziert wird. Diese Übersichtsgraphik (siehe Bild), bestehend aus einem abstrahierten Globus und verschiedenen Informationsrastern, trägt dazu bei das die Installation etwas komplexer ausfällt.
Weiterhin ist es fraglich ob dem Besucher mit der Darstellung eines begrenzten Ausschnitts tatsächlich ein lebendiger und anschaulicher Überblick des geographischen Zusammenhangs vermittelt werden kann. Einmal am Tag besteht zumindest die Möglichkeit eines rekursiven Überblickserlebnisses bei dem die Informationen der Installation mit denen der Realität abgeglichen werden können, nämlich dann wenn der Satellit den Ort der Ausstellung überfliegt.

Beware Satellite's Interface wird berührt bzw. gefühlt. Dadurch wird das projezierte Bild um eine Dimension erweitetert, die der Temperatur. Bild: Centre international d’art contemporain de Montreal.

“Beware Satellite” ist eines der ersten Beispiele von "Senseware" (eine Anspielung auf "Sinne" bzw. "Sinn" und "Software.") der sehr gut Sensorium's Herangehensweise und Philosophie verkörpert: Den Computer-monitor und die Maus zurückzulassen und die Technologie so zu erweitern das sie sich nicht nur in den physischen Raum erstreckt sondern aus sinnlich erfahrbar wird. So werden die rationalen und abstrakten Daten (wie etwa die Zellen im eigenen Körper, Temperaturen auf der Erde) in ein greifbares, sinnliches und erinnerungswürdiges Erlebnis mit Information umgewandelt.
Mit Sicherheit ist die Information die dabei erlebt wird weniger akkurat als das lesen der schriftlichen Daten jedoch für diesen Zweck eines sinnlichen Erlebnisses das einen komplexen Zusammenhang veranschaulicht ist es weit effektiver. Der haptische Aspekt der Installation kann immer noch als ein Meilenstein des Interaktionsdesigns gesehen werden und als ein Beispiel das eine technisch hochkomplexe, vernetzte Installation gleichzeitig sehr zugänglich und verständlich sein kann. Die Vorarbeit der Umsetzung ist breits von den Designern geleistet worden und die Besucher profitieren von diesem Übersetzungsleistung.

Mit "Beware Satellite" hat der Besucher nicht nur die Möglichkeit sich einen visuellen Überblick über die Erde zu verschaffen, sondern auch einen direkten und körperlichen. Indem sie gleichzeitig auf den Tastsinn und den Sehsinn hinweisen erreicht die Installation einen hohen Grad an Präsenz und Immersion. Besucher addieren diese körperliche Dimension zu ihrem bereits existierenden, mentalen Model der Welt und erinnern sich möglicherweise an die Temperaturen in Afrika oder des Himalayas. Durch dieses einzigartige Erlebnis wird ein besseres Verständnis und vertieftes Verhältnis geschaffen.

"While you were ...

(“Während Du warst ...”) War eine Anzahl kleinerer Massnahmen die eine Ausstellung zum Thema "Zeit" im Jahr 2000 begleiteten, die vom Ars Electronica Center in Linz in Auftrag gegeben worden war. Diese begleitenden Massnahmen bestanden aus personalisierten Eintrittskarten, und grossflächigen Projektionen statistischer Daten die individuelles Erleben in globalen Kontext und geologische Zeiträume setzten.

Beim Betreten der Ausstellung erhielten die Besucher ein Ticket das mit einem Barcode versehen war. Gleichzeitig wurde der Besucher im Eingangsbereich von eine Projektion begrüsst die kontinuierlich Statistiken globaler Phänomene grossflächig darstelle und ständig aktualisierte. Diese waren zur aktuellen Ausstellung in Beziehung gesetzt, d.h. wie diese sich seit Beginn der Ausstellung verändert hatten, etwa wie weit die Alpen emporgehoben worden waren, wieviele Kinder ohne Staatsangehörigkeit geboren worden waren, wie viele Tonnen Weltraumstaub auf die Erde gefallen waren oder wie viele Kilometer die Erde sich um die Sonne bewegt hatte. Hier wurde der Besucher auf die Austellung über Zeit eingestimmt.

Am Ende des Ausstellungsbereichs hatten die Besucher die Gelegenheit den Barcode auf ihrer Eintrittskarte zu scannen und als Ergebnis einen bedrucken Paperstreifen zu erhalten. Auf diesem individuell personalisierten Flyer wurde auf globale Veränderungen hingewiesen die sich seit dem Betreten der Aussstellung ereignet hatten, ähnlich wie auf der Projektion im Eingangsbereich der Ausstellung. Betitelt mit "Während Sie diese Ausstellungen besuchten ..." erhielten Besucher jeweils eine leichte Variation dieser Statistiken und ihrer grafischen Darstellung so das Gruppen angehalten waren ihre Ausdrucke miteinander zu vergleichen. Kein Ausdruck war identisch mit dem anderen.

Bild: Die "Während Du warst ..." web Seite stellt globale Veränderungen dar. Der Projektion im Eingangsbereich der "Zeit" Ausstellung sehr ähnlich mit dem Unterschied das es hier hiess "Seitdem diese Ausstellung begann ..."

Bilder: sensorium.org "Während Sie diese Ausstellung besuchten." Sensoriums personalisierter Flyer setzt individuelles Leben und Erleben in einen grösseren Zusammenhang, in eine globale Perspektive. Die Eintrittskarte ist beschriftet mit "Behalten und am Ausgang scannen" Das mittlere Bild zeigt drei Variationen des Flyers.
Ein Flyer zeigt zwei abstrakte Graphiken der Erde. Eine stellt die Tag/Nacht Ansicht der Erde beim betreten der Ausstellung dar, die zweite dieselbe Ansicht beim Verlassen der Ausstellung, angegeben ist ebenfalls die Anzahl der Grade wie weit sich die Erde währenddessen gedreht hat. Andere zeitbasierte Ereignisse werden als Statistiken dargestellt, wie etwa die Zunahme der Temperatur durch die Klimakatastrophe, wie viele Arten in der Zwischenzeit ausstarben, oder um wie viele Menschen die Weltbevölkerung in der Zwischenzeit zunahm.


Vom Moment des betretens der Ausstellung werden Besucher für das verstreichen der Zeit sensibilisiert. Sie werden sich daran erinnern wie sie die Eintrittskarte mit dem Barcode erhalten haben, an die eindrucksvolle Wandprojektion weltweiter Statistiken, die Ausstellung selbst und nicht zuletzt an den personalisierten Flyer den sie am Ausgang erhalten haben. Dieser setzt ihr eigenes Leben und ihre persönliche Wahrnehmung der Zeit in Beziehung zu einem "grösseren Bild," dem grossen Fluss globaler Zeit und den Ereignissen, teilweise versteckt und teilweise aus menschlicher Sicht nicht wahrnehmbar die sich ständig erreignen. Der Eindruck persönlicher Zeit wird in Beziehung gesetzt zur langfristigen geologischen Zeit.

Hierdurch wird die Aufmerksamkeit des Besuchers von der Gegenwart auf die unmittelbare Vergangenheit gelenkt. Dies erlaubt die individuelles Erleben und persönliche Wahrnehmung der Zeit in Beziehung zu setzen zu Ereignissen die ausserhalb seiner Wahrnehmung liegen, seien sie zu gross oder zu klein, zu weit langsam oder zu schnell. Dies erzeugt ein intensives, lebendiges Erleben des eigenen Lebens in einem globalen Kontext, von Weltbewusstsein.
Zusätzlich bedeutet der personalisierte Flyer ein Stück materieller Erinnerung, ein "Mitbringsel" oder Andenken an ein sonst ephemeres, flüchtiges Erlebnis.

"Night and Day" Gleiche Zeit - anderer Ort

Ist ein weiteres Bestandteil der Ausstellung Sensorium die erst durch das Internet ermöglicht wird und sich mit geographischen Entfernungen, Zeit und Zeitzonen auseinandersetzt.5. Zweiundzwanzig im Freien platzierte Webcams aus unterschiedlichen Zeitzonen sind in einem Kreis arrangiert und simulieren so eine Umdrehung der Erde um die Sonne. Die Bilder sind Live, bzw. zeitlich leicht verzögert, und geben einen lebendigen Eindruck von den unterschiedlichen Tageszeiten die an verschiedenen Orten auf der Erde im gleichen Augenblick herrschen. Ein synchronoptischer Live-Blick der hier durch das Internet ermöglicht wird.

"Night and Day" hat eine Anzahl von technischen Schwierigkeiten die auf das anspruchsvolle Konzept zurückzuführen sind. Das Java-Applett reagiert nur verzögert und ist nicht sehr reaktiv was zusätzlich mit den langen Ladezeiten der Bilder konkurriert.
Für den Benutzer werde ausserdem die notwendigen Interaktionen nicht klar genug kommuniziert, andauernde Prozesse der Applikation werden nicht transparent. Es kann bis zu mehreren Minuten dauern bis "Night and Day" erfolgreich geladen hat und völlig interaktiv ist. Diese Interaktion besteht vornehmlich aus dem hervorheben der Namen der Herkunftsorte der Bilder und Links zu den Original Seiten. Da Bilder nicht von jedem Längengrad zur Verfügung stehen und auch die Position der Kamera, ihre Ausrichtung und der dargestellte Landschaftsausschnitt nicht frei von den Künstlern gewählt werden konnten ist das Resultat Information über drei-dimensionalen Raum auf einer zwei-dimensionalen Ebene abzubilden etwas limitiert. Immerhin gelingt des den gewünschten Eindruck zu erzeugen durch die kreisförmige Anordung von live Bildern einen groben global Überblick zu erzeugen.

Bild: Sensorium's "Night and Day" (Tag und Nacht) dargestellt auf einer Webseite. Zweiundzwanzig Webcams von unterschiedlichen Breitengraden sind in einem Kreis angeordnet und geben einen Überblick über die verschiedenen Sonnenstände, weltweit.

Zusammenfassung:

Der Begriff "Sensorium" spielt bereits auf die Sinne und die Wahrnehmung an. Alle Projekte Sensorium's haben gemeinsam das sie einen wissenschaftlichen Inhalt auf relativ einfache und reduzierte Art und Weise kommunizieren. Oft geschieht dies auf poetische, leichte und philosophische Art. Die Projekte selbst treten hinter ihrem Inhalt zurück während sie die Vorstellungskraft und die Sinne der Besucher stimulieren und oft das Internet dazu benutzten um mit nicht sichtbaren oder nicht wahrnehmbaren Aspekten der Welt in Verbindung zu treten.
Oft erzeugt dies sogar ein sehr anschauliches und lebendiges Gefühl von Verbundenheit als Ergebnis jender "Verbindung."

Die Essenz der Sensorium Arbeiten ist die Erzeugung eines globalen Bewusstseins mit Hilfe der Erkenntnis für die nicht wahrnehmbaren globalen Prozesse die uns tagtäglich umgeben. Dies können Erdbeben sein, die Geschwindigkeit mit der sich die Erde durch den Weltraum bewegt, Weltweite Temperaturunterschiede - oder schlicht wie viele Milimeter sich die Alpen seit unserem Besuch angehoben haben. Diese Prozesse können für uns aus verschiedenen Gründen nicht sichtbar sein etwa weil sie zu lange oder zu kurz andauern, zu gross oder zu klein sein. Es entsteht eine Verbindung zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos. Indem der Besucher auf diese Vorgänge nicht nur aufmerksam gemacht wird sondern oder aktiv daran beteiligt wird, im Rahmen der Installation erfasst wird, erzeugt dies einen lebendige Eindruck und intensive Präsenz der erhöhten Wahrnehmung und Verbundenheit mit der Umwelt.
Das Internet als technologische Basis trägt dazu den bestechenden Live-Charakter bei der die Unmittelbarkeit dieser Erlebnisse erzeugt - jedoch ohne sie zu übersimplifizieren noch dabei den technischen Faktor hervorzuheben. Sensorium nutzt Technik als Mittel zum Zweck und nie als Selbstzweck.

"Das Internet hat das Potential einen neuen Menschenverstand entstehen zu lassen: ein erweitertes und vielseitiges Sensorium und Nervensystem das von allen geteilt werden kann. Das Internet besteht dazu um uns mit den verborgenen Kanälen des Windes und Wassers, des Feuers und der Erde zu verbinden. Wie elektronische Akupunkteure werden wir den Körper des Planeten durch unsere Sinne diagnostizieren."6
Shinichi Takemura, 1996

Inhalte sind hier wichtiger als die Form. Sie ermutigen den Besucher zum nachdenken, zum lernen und fühlen indem sie versuchen ihn für Sensorium's Themen einzunehmen. Der Dialog zwischen Besucher und Werk ist physisch, persönlich und wo möglich sinnlich. Sensorium's Vorgehen ist voller Einfachheit und Eleganz. Alle Projekte zeigen eine Sorge für die Erde als Habitat und versuchen auf rationale, geistig stimulierende wie sinnliche Weise ein Bewusstsein für ihre Gefährdung zu wecken. Dies beginnt mit simpler, greifbarer Information die in Zusammenhang eines "grösseren Bildes" gesetzt wird. In diesem Sinne erinnert es auch an die Japanische Aesthetik des Wabi-Sabi das die Schönheit jener Dinge vorzieht die unperfekt, unbeständig und unvollständig sind, sowie un-konventionell. Dies sind Eigenschaften von Material das natürliche Prozesse, Unregelmässigkeit, Vertrautheit, Anspruchslosigkeit, Bodenständigkeit und Einfachheit anregt.

Nishimura weist auf das frühe Stadium hin in dem sich das Internet befindet und vergleicht es mit dem Kino welches über vierzig Jahre benötigte um auszureifen. Er stellt fest 'Das Internet ist ein seinem jetztigen Zustand zwar als eine Technologie geboren, doch noch nicht als ein Ausdrucksmittel. Was in dieser Stufe der Gestaltung benötigt wird ist nicht Ausgereiftheit sondern Exploration und Experimente." 7

Diese Herangehensweise "die Welt zu ertasten" hat bisher nicht viele Künstler begeistern können. Interaktive Projekte die Sensorium folgten waren entweder weit kritischer (Etoy) oder auf technische Aspekte fixiert (Sodaplay) und stellen Interaktion, Kommunikation oder Politik in den Mittelpunkt. All diese Aspekte sind potentiell auch in Sensorium's Herangehensweise vorhanden doch ist diese eher konstruktiver und positivistischer Natur als auf Kritik ausgerichtet.

Ressourcen:

1. Takemura's Keynote (1996): http://www.sensorium.org/faqs/person/takecomment.html
2. Diese Details von http://www.sensorium.org/beware01/
3. Nishimura's Vortrag (1999): http://www.sensorium.org/vp6/lecture/index.html
4. ibid.
5. http://www.orbit.zkm.de/?q=node/363
6. http://www.sensorium.org/faqs/person/takecomment.html
7. "Designing World-realm Experiences: The Absence of World "Users" Vortrag für Vision Plus 6, Wien, 10. July 1999 http://www.sensorium.org/vp6/lecture/index.html

Links:

http://www/sensorium.org

letzte Änderungen: 7.1.02008 0:53

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