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Aufarbeitung der praktischen und theoretischen
Aspekte des Themas

"triggerfish" bezeichnet eine Methode mikronesischer Navigatoren komplexe und gleichzeitig intuitive mentale Modelle zur Orientierung auf See zu entwickeln. Besonders wichtig erschien mir, die Benutzer durch den Erlebnischarakter der Installation die nachhaltige Erkenntnis der "Gleichzeitigkeit" von Ereignissen (Irgendwo ist gerade Sommer bzw. Winter, geht gerade jetzt die Sonne auf - oder unter!) _sinnlich_ erleben zu lassen. Sie einer Desorientierung durch die Dimension und ungewohnten Perspektiven der Projektion auszusetzen und dadurch die Relativität der eigenen Situation und Wahrnehmung erfahren zu lassen.

Ich habe bewußt darauf verzichtet Ländergrenzen darzustellen, da sie den Eindruck eines verbundenen Ganzen gestört hätten.

Ziel meiner Arbeit war auch durch das Verschwinden des Computers, einer Maus oder Tastatur eine Umgebung zu schaffen in der sich auch Menschen ohne Computerkenntnisse, orientieren können, involviert sind.
Sie können mit Werkzeugen interagieren deren Gebrauch ihnen vertraut erscheint und sind auf-gefordert zu handeln, da, allein durch die Maße der Projektion, Körperbewegung erforderlich ist. Grundlegend ist, das der Benutzer involviert ist und mit anderen Teilnehmern interagieren kann.
Die möglichen Handlungen sind vom Gebrauch der Werkzeuge bestimmt - beschließen einige Benutzer zusammen zu "explorieren", so können sich - unbeabsichtigte - Nebeneffekte einstellen, die auch einen Erkenntisgewinn darstellen können.


”Als vorläufige Antwort auf die Frage, warum denn der Designer die Form so mache, wie er sie mache, wäre zu sagen, daß der Designer die Form so macht, wie er sie macht, weil er sie so macht.„

Gui Bonsiepe;
interface - Design neu begreifen,
Bollmann Vlg. 1993, 1996 Mannheim

Ein dynamisches Modell der Gedächtniskunst zur Orientierung im "virtuellen" Raum


Statisch:
Songlines - Gedächtniskunst der Aboriginals


A Northern Territory Map Chant:
“The Song-men were the oral map makers of the tribes and the wanderings of the culture heroes were the roads across the land. Once, when I was crossing a dry part of the north-western desert, my truck broke down. I had some water, but not enough to keep my native passengers and myself alive if our engine fault proved to be serious. It was sixty miles (100 kilometres) to the nearest water, but an old Aborigine told us not to worry, for, although he had never been in that locality, he knew the map-chant of the area. So, while we worked on the engine, he sang his chant. A long while he chanted, till he came to the landmarks that stood around us, and in the cool of the evening, he made us walk with him as he chanted. We obeyed. His song now was of a low hill before us, and from it, the story went, we would come upon the markers of stone which pointed to water. We climbed the hill and saw the cairn of stone laid down by an early Aboriginal explorer, and beside it was a line or rocks which pointed to a low depression of limestone. To it we went, and there, under a covering of logs and grasses, was a limestone crevice that led into a small pool of crystal clear water. As I bend down to drink at that native well, I saw a new meaning in the song cycles of these so-called primitive people.”

© The Dharawal Aboriginal Tribal Elders Association
PO Box 436, Jannali NSW 2226 Australia
permission is hereby granted to print these pages for private use.

Dies Beispiel zeigt die wirkungsvolle und LINEARE Art mentale Karten zu memorieren.

Einige Definitionen aus Lexika

Navigation f. per. fach (( 16. Jh.).
Entlehnt aus l. navigatio (-onis) "Schifffahrt",
zu l. "navigare" "schiffen, segeln, betreiben",
zu l. navis "Schiff" und l. agere "treiben, betreiben".
Zunächst in sehr allgemeiner Bedeutung verwendet;
dann Spezialisierung "Kursbestimmung". Verb: navigieren

Navigation (navigation; lat.; "Schiffahrt") die;
-: bei Schiffen und Flugzeugen die Einhaltung des gewählten
Kurses u. die Standortbestimmung.

orientieren swV. refl. ((18. Jh.). Entlehnt aus frz. orienter,
einer Ableitung von frz. orient "Sonnenaufgang, Osten, Orient"
(s. Orient). Die Bedeutung als Verallgemeinerung von "die
Position nach der (aufgehenden) Sonne bestimmen.
Abstraktum: Orientierung

Word.net:
navigation
n 1: the guidance of ships or airplanes from place to place (syn:
{pilotage}, {piloting})
2: ship traffic; "the channel will be open to navigation as
soon as the ice melts"
3: the work of a sailor (syn: {seafaring}, {sailing})

1: Routenwahl
2: Handlungs- und Wegplan und
3: Auf dem richtigen Weg bleiben
(2)

Die Werkzeuge zur Bestimmung des Längengrades


1) Die Bestimmung des Längengrads:
Galileo Galilei, die Entdeckung der Jupiter Monde

Beim Beobachten des Jupiters mit einem neuen Teleskop beobachtete er wie ,vermeintliche, Sterne, um den Jupiter zu kreisen schienen.

Er hatte die nach ihm benannten Galileischen Monde entdeckt. Er studierte sie monatelang und stellte fest das sie sich mit einer Vorhersagbarkeit bewegten nach der man eine Uhr stellen konnte. Das Eintreten in den Kernschatten des Jupiters konnte, sternklare Nächte vorausgesetzt, von allen Punkten der Erde aus beobachtbar sein und dazu genutzt werden den Längengrad zu bestimmen, vorrausgesetzt man wusste die, berechnete, zeit des Ereignisses nach einem dritten Referenzpunktes.

Auf den Abbildungen sind Auszüge aus Galileis Notizbüchern zu sehen. Die animierte Darstellung zeigt den sich Galilei am 10. Januar 1610 bietenden Anblick mit Hilfe eines Astronomieprogramms.

2) Die Bestimmung des Längengrads: Der Mond und Ephemeridentabellen

Ephemeride,
die, (griech.),
<1> (Biologie) Eintagsfliege
<2> Erscheinung oder Vorgang von kurzer Dauer
<3> Angaben über die tägliche Stellung der Himmelskörper

Generationen von Seefahrern hatten davon geträumt die Position des Mondes zur Bestimmung der Postion auf See zu bestimmen.

"Die Kompliziertheit der Mondumlaufbahn hatte bisher jeden Fortschritt bei der Vorrausberrechnung der Winkelabstände des Mondes und der Sonne verhindert. Die Vorraussetzung dafür waren Leonhard Eulers Arbeiten über Differentialrechnung, mit deren Hilfe es schließlich Johann Tobias Mayer gelang die ersten Ephemeridentabellen, mit 12 Stunden Abstand, zu bestimmen.

Um mit der Methode der Monddistanzen den Längengrad zu finden, mußte der Seemann nahezu gleichzeitig drei Winkelmessungen vornehmen und die Zeit der Beobachtungen bestimmen: die Höhe des Mondes über dem Horizont, die Höhe eines Sterns (oder der Sonne) über dem Horizont und die Distanz des Mondes von dem Stern (oder der Sonne). Nachdem er die notwendigen Berrechnungen vorgenommen und die Wirkung der Refraktion, Parallaxe und Kimm (Winkel des Punktes uaf dem scheinabren Horizont) ausgeglichen hatte, zog der Seemann seine Mondtabellen zu Rate, um die Zeit zu bestimmen, zu der die Beobachtung stattgefunden hatte, zog der seine Mondtabellen zu Rate, um die Zeit zu bestimmen, zu der die Beobachtungen am Bezugspunkt, für den die Tabellen errechnet waren, stattgefunden hatten. Anhand der Differenz zwischen der Ortszeit des Schiffes und der Zeit, die die Tabellen anzeigten, konnte er dann den Längengrad des Schiffes errechnen."

Dava Sobel und William J.H. Andrews:
Längengrad - Die Illustrierte Ausgabe
Berlin Verlag, Berlin 1999

Ein Beispiel für eine Ephemeride:
Sternname/Rektaszension/Deklination/Anfangs-Epoche/Periode/Helligkeit Max/Min/

Die Horizontdistanzen und Zeitangaben von empfohlenem Beginn und
dem Ende der Beobachtungszeit beziehen sich auf folgende geografischen Koordinaten

Länge = 8 Grad Ost
Breite = 51 Grad Nord
8.Mai 2000 - 9.Mai 2000 (Montag/Dienstag)
JD = 2451673 ! ! Sommerzeit ! ! Mondalter = 5 Tage

CC Ser 22 30 - 1 20 (40-54/11.6)
NSV 7968* 22 30 - 1 20 (47-72/11.5)
NSV7457 22 40 - 1 0 (57-79/10.5)
AC Boo 22 40 - 1 10 (66-85/10.6)
QZ Cep 22 50 - 2 40 (28-40/11.9)
V404 Lyr* 23 0 - 1 50 (26-51/12.6)
CG Boo 23 10 - 2 10 (63-59/15.2)
AR Her 23 10 - 3 0 (62-80/10.6)
NY LYR 23 10 - 2 0 (25-51/13.2)
BD Her 23 20 - 2 10 (19-45/12.7)
etc.
etc.

3) Die Bestimmung des Längengrads: Zeitkapseln oder Die Entwicklung der Präzisionszeitmesser


"Jeder fähige Seemann kann die geographische Breite anhand der Tageszeit, des Sonnenstands oder der Höhe bekannter Sterne über dem Horizont ziemlich genau bestimmen.
(...)
Die Bestimmung der Längengrade dagegen beruht auf einer Zeitmessung. Um auf See die geographische Länge zu ermitteln, muß man die Uhrzeit an Bord des Schiffes und zugleich die im Heimathafen oder an einem andreren Ort von bekannter länge kennen. Den Zeitunterschied kann der Navigator in den geographischen Abstand übersetzten."


Ein britischer Tüftler Namens John Harrison verbrachte sein Leben damit präzise Zeitmesser zu konstruieren die die Zeit des Abfahrtshafen sozusagen „eingekapselt” mit sich tragen sollten. Dies hatten schon einige vor ihm versucht doch war es damals nicht möglich reibungsfreie Uhren zu konstruieren die den Witterungsverhältnissen und Schwankungen auf See standhielten ohne ungenau zu gehen. Harrsions Ziel war ein schwieriges Unterfangen da die wissenschaftliche Welt mehr an einer Lösung des Problems durch exakte Mathematik und Beobachtung der Sterne glaubte. Trotz aller Widerstände konstruierte der Autodidakt im Laufe seines Leben eine Anzahl immer präziserer Uhren, die sich schließlich zur Lösung des Längengradproblems durchsetzten. Dabei machte er mehrere Erfindungen die noch heute in mechanischen Uhren verwendet werden.

2) Ein dynamisches Modell der Gedächtniskunst zur Orientierung im „virtuellen” Raum
Navigation und Orientierung mit Hilfe des Gedächtnisses

In Polynesien gibt es eine ungebrochene 3000 jährige Tradition ohne technische Hilfsmittel über große Distanzen hinweg in sechs Meter langen doppelkieligen Kanubooten zu navigieren.

Dies gelingt ihnen mit Hilfe fähiger Navigatoren die über ein umfangreiches überliefertes Wissen verfügten.
Dieses Wissen wurde von klein auf erworben und Zeit des Lebens verfeinert.

Der Merkmale nach denen navigiert wird sind: Sonne, Sterne, Windrichtungen, Strömungen, Form und Farbe der Wolken, Landvögel die zur Nahrungssuche aufs Meer fliegen, Fischschwärme, Brechungswinkel der Wellen, Farbe des Himmels bei Sonnen Auf- oder Untergang, Gerüche, ein Hof um Mond und Sterne. Das wichtigste Mittel jedoch war der polynesische Sternenkompaß der, in Variationen, im ganzen pazifischen Raum Verwendung fand und auch heute wieder verwendet wird.
Hierbei war der Horizont in 28 „Häuser” eingeteilt, von denen jeder Kardinalrichtung sieben zugeordnet waren. Sie sind nach den Winden benannt die aus den jeweiligen Richtungen wehen. (Abb. Sternenkompaß)
Ein Stern steigt im NO hinauf und versinkt in einem „Haus” gleichen Namens im Nordwesten. Da sich dies, abhängig von den Jahreszeiten und Reiseentfernungen ändert haben die Navigatoren Lauf und Positionen von ca. 200 Sternen und Konstellationen abhängig von ihrem Aufenthaltsort auswendig zu lernen.
Dieses auswendiglernen wird mit Hilfe von Gesängen memoriert. Zuerst muß das Wissen organisiert und schematisiert werden. In dieser strengen Form wird es überliefert und vermittelt. Die Inhalte sind auf Redundanz und Wiederholung angelegt und werden täglich wiederholt um sie sich so tief einzuprägen. Zuerst werden die Worte gelernt. Nachdem der Schüler die - oft kryptischen - Texte beherrscht, beginnt der Lehrer sie ihm zu deuten und zu interpretieren. Dieses System ist erstaunlich robust und gestattet dem Schüler sogar eigene Erkenntnisse einfließen zu lassen.
Da dieses Wissen zur Initiation („Po“) gehört, und nur Eingeweihten zugänglich ist, sind keine Beispiele dokumentiert.

„The star compass is the basic mental construct for navigation. We have Hawai`ian names for the houses of the stars - the place where they come out of the ocean and go back into the ocean. If you can identify the stars, and if you have memorized where they come up an go down, you can find your direction. The star path also reads the flight path of birds and the direction of waves. It does everything. It is a mental construct to help you memorize what you need to know to navigate.

You cannot look up at the stars and tell where you are. You only know where you are (in this kind of navigation) by memorizing where you sailed from. That means constant observation. You have to constantly remember your speed, your direction an time. You don`t have a
speedometer. You don`t have a compass. You don`t have a watch. It all has to be done in your head.
It is easy - in principle - but it`s hard to do.
The memorization process is very difficult. Consider that you have to remember those three things for a month - every time you change course, every time you slow down. (...) The genius of this construct is how they figured out to get in all this mental information an to compact it an to come up with decisions based on it.”
Nainoa Thompson

Segelt man von Westen nach Osten wird eine - außerhalb der Sichtweite gelegene - Insel im Norden als mentaler Referenzpunkt gesetzt. Der Navigator stellt sich bei der Reise das Boot selbst bewegungslos vor, und die Inseln in Bewegung. Steuert man eine weit entfernte Insel an, entspricht die Route einer ganzen Folge von Einzeletappen, einer Reihe von Inseln.
Jede Einzeletappe wird, mitsamt der Referenzinseln, vor dem inneren Auge mit Linien verbunden. (Abb. Triggerfish) Diese mentalen Konstruktionen werden „Triggerfish” (nach dem Drückerfisch) genannt. Lange Reisen können aus vielen „Triggerfischen” bestehen.

In den letzten Jahren ist das Interesse an der „instrumentlosen Navigation” in Polynesien wieder stark aufgelebt. Da es nur noch wenige Lehrer gibt haben sich die Menschen tausender von Inseln in Micro- und Polynesien zusammengeschlossen um das Wissen weiterzugeben. Ein Zentrum dieser Bewegung stellt die Universität von Hawaii dar, die gemeinsam mit der „Polynesian Voyaging Society” eine sechsmonatige Tour von Hawaii über Tahiti nach Rapa Nui und zurück organisierte, die letzten Februar in Hawaii endete.

Links:
http://www.rog.nmm.ac.uk/museum/harrison/
http://www.pbs.org/wayfinders/wayfinding.html
Wayfinding:
http://www.pbs.org/wayfinders/wayfinding2.html

Hawaii:
http://leahi.kcc.hawaii.edu/org/pvs/buildkoakanu.html

History:
http://leahi.kcc.hawaii.edu/org/pvs/L2traditions.html

Nainoa:
http://www.pbs.org/wayfinders/wayfinding3.html

Navigation:
http://www.museum.upenn.edu/Navigation/intro.html

Statistik:
http://www.your-nation.com/

Roger M. Downs, David Stea:
Kognitive Karten:
Die Welt in unseren Köpfen
Harper & Row, Publishers, New York, 1982

letzte Änderungen: 6.9.02011 11:55

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